Zahnarzt-Tourismus

Zur Behandlung auf dem Folterstuhl bei Doktor Luki
Es gibt ja
Menschen, die gehen zu medizinischen Behandlungen und Operationen ins Ausland, weil's dort billiger ist. Meine Mama gehört auch dazu. Nein, nicht ganz. Sie geht zum Zahnarzt nach Deutschland, weil's dort besser ist.
 
Seit ihr mal ein englischer Zahnarzt in Neuseeland eine Megaplombe in ein winziges Loch setzte und ein indischer Assistent ein bisschen an den Zähnen herumkratzte und das Ganze Reinigung nannte, vermeidet sie Zahnarzt-Besuche in unserer neuen Heimat wie der Teufel das Weihwasser. Dafür geht sie jedes Mal, wenn sie in Deutschland ist, zu ihrem alten Zahnarzt und macht das volle Programm.
 
Obwohl ich mir jeden Tag zwei Mal die
Zähne putze, hatte ich ein kleines Loch in
einem Zahn. Deshalb nahm sie mich gleich
mit zu ihrem Zahnarzt. Der hat für Fälle wie
mich einen Assistenten namens Dr. Luki.
 

Angsthasen im Wartezimmer
Ziemlich leere Wartezimmer sind ein gutes Zeichen, denn das zeigt, dass eine Praxis gut organisiert ist. Aber es ist ganz nett, wenn man nicht ganz alleine warten muss. Der Hund neben mir hatte tierische Zahnschmerzen und jammerte mir die Ohren voll.
 
Wir flüchteten beide in eine andere Ecke des Raums, aber Dr. Luki war uns auf den Fersen und sagte, wir müssten keine Angst vor ihm haben.
 
Dr. Luki versprach mir, jeden Handgriff genau zu erklären. Da dachte ich mir, ich kann's ja mal versuchen und weglaufen, wenn es allzu schlimm wird.
 
"Da ist ja fast gar nichts zu tun!", sagte Dr. Luki. "Bloß ein winziges Loch ist zu füllen!"
 
Ich spülte kräftig nach. Drei Mal, damit Dr. Luki den Becher nachfüllen musste...
 
Zurück im Wartezimmer, sagte Dr. Luki: "Gut gemacht, Kimi!",  und klopfte mir auf die Schulter. "Von wegen!", sagte ich. "Gut gemacht, Dr. Luki!"
Als der Hund das hörte, hüpfte er fröhlich bellend vom Sitz und rannte schwanzwedelnd ins Behandlungszimmer.
 
Dr. Luki naht
Schon nach kurzer Zeit - vielleicht auch aufgeschreckt durch das Jaulen des kleinen Kläffers - tauchte der Zahnarzt höchstpersönlich auf. Er war ein Tier wie wir! Dr. Traub in Erbach (bei Ulm), bei dem er angestellt ist, behandelt bloß Menschen.
 
Der hat gut reden, dachte ich mir und schnappte mir ein Buch, blätterte es von der ersten bis zur letzten Seite durch und tat so, als wäre Dr. Luki gar nicht da.
 
Im Behandlungszimmer setzte ich mich auf den berüchtigten Stuhl. Ich musste den Mund aufmachen, damit Dr. Luki meine Zähne anschauen konnte.
 
Aber natürlich musste er vorher ein bisschen bohren. Das Geräusch war ziemlich angsteinflößend...
 
Zu guter Letzt polierte Dr. Luki auch noch den reparierten Zahn - nicht meine Nase!
 

Englisch-Lektion

Zahnarzt = dentist; Zahnarztpraxis = dental practice (surgery)
Zahn = tooth; Zähne = teeth
sich die Zähne putzen = to brush one's teeth
Ich putze mir die Zähne = I brush my teeth 
Angst = fear
Angst haben = to be afraid of, to be scared
Ich habe Angst vor dem Zahnarzt = I am scared of the dentist
Zahnschmerzen = tooth ache
Bohrer = drill; bohren = to drill
polieren = to polish
Loch = hole
Wartezimmer = waiting room; Behandlungszimmer = surgery
Plombe = filling
Zahnpasta = toothpaste
Zahnfleisch = gums
Hund = dog; Tierquälerei = animal cruelty (torture)
Angsthase = scaredy-cat
 
Auf geht's - oder auch nicht...
Dr. Luki sagte: "Auf geht's ins Behandlungszimmer!" Aber ich blieb wie angewurzelt sitzen. Ja, ich gebe zu, ich bin ein Angsthase. "Sie können den Hund vorher drannehmen", sagte ich. Aber der Hund sagte, er würde warten, bis er an der Reihe ist.
 
Doch er ließ nicht locker und sagte: "Ich verspreche Dir, dass ich Dich nicht plagen werde. Ich möchte doch nicht wegen Tierquälerei angezeigt werden!"
 
Diese Folterinstrumente neben dem Stuhl beunruhigten mich ja schon ein bisschen. Was, wenn der Zahnarzt abrutscht und mir damit ein Loch in die Wange bohrt?!
 
Nach dem Bohren musste ich den Mund ausspülen. Weil ich klein bin, kletterte ich auf die Armlehne.
 
"Fertig!", sagte er, und ich jubilierte: "Gott sei Dank. War gar nicht so schlimm wie gedacht."
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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