Weka-Attacke

Allesfressende Ohrenbeißer aus dem Unterholz
 
Wekas sind Monster. So dachte ich nicht immer. Aber jetzt weiß ich's besser. Schaden macht klug.
 
Ich hätte mir früher nicht einmal albträumen lassen, dass ein flugunfähiger Vogel zum heimtückischen Bärenmörder mutieren kann. Aber ich habe es am eigenen Leib erlebt, auch wenn ich die hundsgemeinen Attacken überlebte. Man muss sich ja bloß die Schnäbel anschauen!
 
In Neuseeland heißen die Vögel Wekas. Auf Deutsch kann man sie auch so nennen, aber ganz korrekt sind's Wekarallen, weil sie zur Familie der Rallenvögel (Rallidae) gehören. Der lateinische Name ist Gallirallus australis. Die Wekas leben nur in Neuseeland und dort wiederum am Waldrand sowie im Busch- und Grasland.
 

Kartoffelchips als Lockmittel
 
Ich hatte immer gedacht, Wekas sind harmlos, denn jedes Mal, wenn wir welche fotografieren wollten, begaben sie sich auf die Flucht. Das änderte sich jedoch an einigen populären Parkplätzen an der Westküste der Südinsel. Da kennen die Wekas bei ihrer Futtersuche keine Furcht. Sie guckten sogar in unser Auto hinein! Ich war entzückt und streute Kartoffelchips für die Vögel aus und setzte mich ins Gras, um sie zu beobachten. Ich dachte, sie fänden mich nett.
 
Undank ist der Welt Lohn
 
Ich lernte, dass man sich auch mit Futter keine Freunde erkaufen kann. Kaum hatten die Wekas sämtliche um mich verstreuten Kartoffelchips gefressen, wollten sie mehr. Aber ich hatte nichts mehr. Ein Weka war so enttäuscht, dass er dachte, er könnte mich fressen! Und er rannte auf mich los, biss mich so heftig ins Ohr, dass ich umfiel - und Mama erschrak so sehr, dass sie vergaß, das Unglück zu fotografieren. Aber immerhin rettete sie mich.
 
Hier seht Ihr mal, wie heimtückisch so ein Weka sein kann. Erst macht er ein paar Schritte in meine Richtung, schaut aber ganz woanders hin...
 
 
 
Fressen und gefressen werden
 
In Sekundenschnelle stapfte die ganze Familie herbei und gackerte fröhlich vor sich hin und fraß sich durch die Kartoffelchips.
Sie sind 50 Zentimeter groß und wiegen ungefähr ein Kilo - doppelt so viel wie ich!
Die Viecher fressen wirklich alles! Und das ist nicht schön, denn dazu gehören auch Eier und Küken von seltenen Vögeln, sogar von seltenen Pinguinen.
Es gibt vier Unterarten. Auf den Chatham Islands dürfen Menschen die Wekas (fr)essen.
 
Sicherheitsabstand im Park
 
Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, dass ich nach diesem Schockerlebnis Begegnungen mit Wekas erst einmal vermied. Als wir den Wildpark in Otorohanga auf der Nordinsel besuchten, stieg ich zwar aus dem Rucksack, hielt aber einen Sicherheitsabstand.
 
Dann wechselt er die Richtung und schaut in den Wald hinein. Das war ein ganz gemeines Ablenkungs-manöver, um mich in Sicherheit zu wiegen. Natürlich hatte ich kein wirkliches Vertrauen, aber man darf ja hoffen...
 
Ich jammerte natürlich, aber Mama musste erst ein paar Fotos machen, weil sie ja bei der ersten Attacke an der Westküste nicht auf den Auslöser gedrückt hatte. Und ob Ihr's glaubt oder nicht, dieser Weka hatte noch nicht genug...
 
  
Katzen, Hunde killen Wekas
 
Bei uns in der Region Canterbury gibt es keine Wekas. Aber auf der Südinsel gibt's trotzdem eine ganze Menge, zum Beispiel an der nördlichen Westküste und an der Nordküste. Obwohl sie schnell rennen können, werden viele von Katzen, Hunden und Wieseln gekillt - außerdem von den Giftködern, die zur Bekämpfung von Possums, eben jenen Wieseln, Ratten und anderen Schädlingen in die Landschaft gestreut werden.
Meine Begeisterung für die die "Buschhühner" ließ schnell nach.
 
Unheil im Anmarsch
 
Ich bin kein Held. Manche sagen, ich bin ein Feigling. Aber lieber ein Feigling als tot, sage ich mir. Deshalb war mir nicht wohl, als wir diesen Weka auf eine Wanderung auf dem Queen Charlotte Track in den Marlborough Sounds erblickten. Mama sagte: "Setz' Dich doch mal für ein Foto auf den Weg." Ich tat's... Das sollte sich als großer Fehler entpuppen. Just als Mama jemandem erzählte, an der Westküste habe mir ein Weka ins Ohr gebissen, bahnte sich das nächste Unglück an. 
 
Plötzlich rast der Weka wie von der Tarantel gestochen auf mich los, und ehe ich mich versehen hatte, hatte er mich so heftig ins Ohr gebissen, dass ich wieder mal im Dreck lag. Genau wie bei der ersten Attacke einige Jahre zuvor.
 
Er drehte um und wackelte erneut auf mich zu. Mama rettete mich, bevor er noch einmal zuschlagen bzw. zubeißen konnte. Ich halte mich bis auf weiteres von Wekas fern! Mich zieht's nicht ins Bärenkrankenhaus!
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