Ua Huka: Der Kultur auf der Spur

Nach dem Hoch auf den Kultur-Retter zur Klettertour
 
Auf Ua Huka, der nördlichsten und trockensten Insel der Marquesas, haben wir alle Ortschaften besucht - und vermutlich auch so ziemlich alle Einwohner gesehen... Es gibt drei Dörfer, in denen rund 800 Menschen leben: 400 in Vaipae'e, jeweils 200 in Hokatu und Hane. Die meisten haben uns in ihren Allradfahrzeugen über die Insel kutschiert.
 
Es ist erstaunlich, was es in der schroffen roten Tuffstein-Landschaft alles zu sehen gibt: ein tolles Museum, in dem man Kopien der Zeichnungen des Marquesas-Retters Karl von den Steinen findet, ebenso großartige Repliken von Schnitzereien, die der Museumsdirektor nach von den Steinens Aufzeichnungen angefertigt hat. Und man kann tolle Kunstgegenstände kaufen.
 
Der Botanische Garten von Vaipae'e ist fabelhaft. 
Und der Marsch zu den Tikis im Mangowald von Hane.
Die verwegene Überfahrt zur Aranui im Motorboot.
Es war ein toller Tag vom Anfang bis zum Ende.
 

 
Abenteuerliches...
 
Bevor wir auf Ua Huka an Land gehen konnten, demonstrierte der Kapitän, was er so drauf hat. Um es mitzuerleben, musste man früh aufstehen und sein Frühstück hinunterschlingen. Wie manch andere Passagiere suchte ich mir einen Aussichtsplatz, um alles genau mitzuverfolgen.
 
Die Aranui war dann mit diesen ticken Tauen an den Pfosten festgebunden, so ähnlich wie ein Hund vor dem Supermarkt.
 
Wir gingen in Vaipae'e an Land und wurden von Musikanten begrüßt. Einen Bären, sagten sie, hätten sie hier noch nie zu Gesicht bekommen.
 
Auf dem Platz vor dem Rathaus und Museum warteten Frauen mit Ketten aus bemalten Früchten und Blumen, die sie uns zur Begrüßung um die schwitzenden Hälse hängten.
 
Das Museum ist phantastisch. Das ist Joseph Tehau Va'atete zu verdanken, der die Repliken schnitzte. - Darunter ist ein bemaltes Tapa-Tuch zu sehen, das aus Baumrinde hergestellt wird.
 
Botanischer Garten
 
Die Pandanus-Bäume sind ja schon beeindruckend. Aber in dem dichten Grün drumherum musste ich aufpassen, dass ich nicht verlorenging.
 
Die Sternfrucht - auch Karambole genannt - ist ja schon eine spektakuläre Frucht, auch wenn sie nicht ganz so lecker schmeckt, wie sie aussieht.
 
Auf dem Weg nach Hokatu
 
Vom Botanischen Garten ging's dann - am Flughafen vorbei - auf gewundenen Straßen an der Küste entlang in den Ort Hokatu.
 
In Hokatu gibt's ein Petroglyphen-Museum, das nur geöffnet ist, wenn Kreuzfahrt-Passagiere an Land sind. Wir kauften Schnitzereien in einer Kunstmarkt-Kooperative. Alles war billiger als auf den anderen Inseln.
 
Klettertour zum Me'ae
 
Da auf einem Hügel über Hane drei Tikis aus rotem Tuffgestein stehen, machten wir uns nach dem Essen auf den Weg. Es war eine relativ kleine Gruppe - aber für einen kleinen Bär wie mich war es eine relativ große Anstrengung.
 
Die Tikis (Meaiaute Tikis) waren längst nicht so riesig wie jene in Puamau auf Hiva Oa.
 
Ich setzte mich selbstverständlich nicht auf den Kopf, obwohl der allwissende weibliche französische Schimpfkanonier nicht dabei war.
 
Am Rande des Fußballplatzes von Hane stand diese schöne steinerne Platte, auf der die Namen aller Ort von Ua Huka verewigt waren. Ich würde mal sagen: übersichtlich und einprägsam.
 
Zurück auf der Aranui hatten wir nur Zeit zu einer winzigen Erfrischung, denn 20 Minuten nach dem Ablegen kamen wir an den Vogelinseln vorbei. Die Kleckse auf den Fotos sind keine Dreckflecke, sondern Vögel.
 
 
... Wendemanöver...
 
Der Kapitän legte in einem fjordartigen Gebirgseinschnitt ein Wendemanöver hin, bei dem er die Aranui um 180 Grad drehte und dabei fast an den Felswänden kratzte. Es war so nervenkitzelig, wie wenn sie in Queenstown, Neuseeland, mit den Jetbooten auf dem Shotover River herumrasen.
 
Das war der Blick aus dem Fjord in Richtung Meer. Als wir an Land waren, düste die Aranui wieder los und holte uns woanders wieder ab.
 
Am Kai wartete eine riesige Schlange blumengeschmückter Geländewagen, die uns über diese trockene und kokospalmenlose Insel karrten.
 
Ich bekam eine Blumenkette - das heißt, wie schon öfter gesagt, "hei". Die verschrumpelte im Lauf des Tages; ich hätte besser eine Früchtekette genommen. "Herzlich willkommen", heißt: "Mave mai!"
 
Die Schnitzkunst der Marquesaner ist legendär. Auch davon gibt's im Museum eine Menge zu sehen: Die Boote, kunstvollen Behälter (für Schädel!) und Ruderblätter. Das Museum ist klein, aber großartig.
 
Spielplatz für kleine Bären
 
Auf dem unteren Bild inspiziere ich wieder mal Mape-Früchte, die - stundenlang in Zuckerwasser gekocht - ja ziemlich lecker schmecken.
 
Unter dem Baum lag eine Masse Sternfrüchte. Da hob ich natürlich eine auf und verzehrte sie. Ich hatte ja seit dem Frühstück nichts mehr gegessen...
 
Blaue Buchten
 
An jeder zweiten Kurve hatten wir Traumblicke auf solche blauen Buchten, in die die Pazifik-Wellen krachten.
 
Wir bewunderten die Auslegerboote an diesem steinigen Dorfstrand und ließen uns die Sonne eine Weile auf die Nase scheinen. Danach fuhren wir weiter in den Ort Hane, wo es bei Céline Fournier Mittagessen gab.
 
Ein kleiner Bär im Mangowald
 
Es ging über Stock und Stein, das heißt... eher über Steintreppen und Wurzeln in einem wunderschönen Mangowald. Naja, ich dachte, ich hätte vielleicht ein bisschen weniger essen sollen, dann wäre mir die Kletterei über die Riesenwurzeln leichter gefallen.
 
Im Wald standen nicht ausschließlich Mangos, sondern auch Kokospalmen.
 
Dafür genoss ich die Aussicht auf die Bucht von Hane und den an den Hügel gebauten Ort. Obwohl Ua Huka so trocken ist, wirkt die Vegetation doch sehr tropisch.
 
Die meisten Leute nahmen ein Bad im Meer, ehe sie sich in diese winzigen Boote warfen. Viele ältere Leute hatten sich angesichts dieser Form des Transports zur Aranui nicht an Land getraut. Schade! Es gab viel zu sehen.
 
Die beiden Inseln südwestlich von Ua Huka heißen Teuaua und Hemeni. Dort brüten Millionen Rußseeschwalben (Onychoprion fuscatus). Leider nehmen Einheimische Eier aus den Nestern und verzehren sie.
... für Frühaufsteher
 
Einige wenige schwere Leichtmatrosen mussten sich mit kleinen Bötchen den Felswänden auf beiden Seiten des Schiffs nähern. Dann sprang einer ab, um die Aranui festzumachen, und dann einen günstigen Augenblick abwarten, um ins Bötchen zurückzuspringen.
 
Und dort wollten wir hin: zu dem Gebäude, das als weißer Strich über meinem rechten Ohr wahrzunehmen ist.
 
Manche Passagiere entschieden sich, auf Pferden zur Begrüßungsfeier in den Ort Vaipae'e zu reiten. Die Pferde von Ua Huka sind offenbar berühmt.
 
Es folgte eine Musik- und Tanzvorführung. Der Kriegstanz (Haka) der Marquesaner ist ja um einiges zackiger als in Neuseeland, die Jungs stampften und rannten, bis ihnen die Puste ausging.
 
Und wem ist das alles zu verdanken? Karl von den Steinen, unserem guten Deutschen. Hier ist eine Kopie seiner Zeichnungen, mit denen er die Kultur der Marquesaner rettete.
 
Tropisch-bunte Vielfalt
 
Anstatt in eine Chilischote zu beißen, setzte ich mich lieber drauf. Sicher ist sicher. Aber was war das auf dem Foto unten bloß für ein Baum?
 
Ein paar Palmengewächse gibt's im Botanischen Garten, aber auf dem Rest der Insel wachsen keine. Dafür sahen wir Flaschenpalmen, Teak- und Eisenholz-Bäume.
 
Schroffe Felsküste
 
Die Insel ist 83 Quadratkilometer groß. Wildpferde und Ziegen rennen über das trockene Tuffgestein. Der Tuff heißt "ketu".
 
Unsere Allradfahrerin hieß Loretta. Unsere Tour mit ihr endete an dem Restaurant, denn später holte uns die Aranui in Hane ab. Wer nach dem Essen nicht wandern wollte, konnte die Kirche oder das Meereskunde-Museum besuchen.
 
Luftholen nach der Plackerei
 
Im Me'ae angekommen, musste ich mich erst einmal in den Rucksack setzen und verschnaufen. Meinen Hei hatte ich in der Zwischenzeit auch abgelegt und an den Rucksack gebunden, denn die Blumen rochen immer mehr nach Heu. Das war einigermaßen unangenehm.
 
Um schöne Fotos zu machen, wartete ich, bis alle Menschen außer meiner Mama weg waren.
 
Als wir uns an den Ausblicken ergötzt hatten, sprinteten wir durch den Wald ins Tal zurück, weil wir unterwegs auch noch die Kirche im Dorf besichtigen wollten.
 
Man musste also ins Wasser waten und sich dann ins Motorboot wuchten. Ich musste mich in den Rucksack setzen und mich ruhig verhalten, damit ich nicht über Bord und verloren ging. Naja, und nass werde ich ja auch nicht gerne.
 
Ein letzter Blick zurück auf Ua Huka, das fast 200 Jahre später als die anderen Marquesas-Inseln von Kapitän Ingraham entdeckt wurde: Der rote Fels leuchtet in der untergehenden Sonne besonders intensiv. Ein toller Tag!
Comments