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Folge 4

Todesmutiger Sprung ins Bodenlose 

 
In Neuseeland steht alles auf dem Kopf. Wenn man von Deutschland aus durch die Weltkugel bohrt, kommt man in Neuseeland heraus. Wenn man also in Deutschland auf dem Boden steht, hängt man in Neuseeland mit dem Kopf nach unten.
 
Vielleicht haben sie deshalb hier vor 30 Jahren die erste Bungy-Jumping-Anlage der Welt eröffnet. Dort, auf der Kawarau-Brücke bei Queenstown, stürzen sich auch heute noch viele Touristen kopfüber 43 Meter in die Tiefe.
Richtig irritiert war ich jedoch, als ich vor meinem Sprung vorsichtshalber auf die Toilette ging. Sogar auf dem Türschild hängen die Leute am Seil, mit den Füßen in der Luft. Ich war erleichtert, als ich sah, dass die Toiletten auf dem Boden standen und ich nicht im Flug pinkeln musste.

Trotzdem hätte ich mir auf der Brücke fast ins Fell gemacht. Das türkisblaue Wasser ist sooooo weit weg, dass mir allein schon vom Hinunterschauen ganz schwindelig wurde. Aber es gab kein Zurück.

An diesem Bungy-Zentrum stehen so viele Zuschauer, die einen anfeuern, dass es eine Riesenblamage wäre, wenn man am Ende doch nicht springt. Also biss ich auf die Zähne. Ein Mann band mir das weiße Gummiseil um die Füße. Dann ließ ich mich einfach fallen.
 
Je schneller man springt, desto schneller ist es vorbei
 
Ich dachte, je schneller ich springe, desto schneller ist es vorbei. Und so war’s. Schon nach wenigen Sekunden wurde ich in ein Boot gezogen, und ich bekam Riesenapplaus. Aber ehrlich: Seither springe ich nur noch von kleinen Brücken – und höchstens ein, zwei Meter tief. Schließlich bin ich ja auch viel kleiner als andere Springer.

Ein anderes nervenaufreibendes Abenteuer in Queenstown ist eine Tour in einem Jetboot auf dem Shotover-Fluss. Wenn mich meine Menschenmama nicht festgehalten hätte, wäre ich im weiten Bogen aus dem Boot geflogen.
 
Das Boot dreht sich nämlich manchmal wie ein Eiskunstläufer bei einer Pirouette um die eigene Achse. Und der Pilot rast in einem Affenzahn auf überhängende Felsbrocken zu und dreht erst ab, wenn man denkt, man prallt mit dem Kopf gegen den Fels. Um ehrlich zu sein: Ich kniff ständig die Augen zu, um das nahende Unheil nicht sehen zu müssen...

Gletscherblaue Erinnerungsbrocken...
 
Weit harmloser finde ich Wandertouren auf dem Franz-Josef- und dem Fox-Gletscher an der Westküste von Neuseelands Südinsel. Aber man muss schon ein bisschen aufpassen, dass man in keine Gletscherspalte fällt, vor allem, wenn man so klein ist wie ich.
 
Damit man auf dem Eis nicht ständig ausrutscht, muss man Steigeisen unter die Schuhe schnallen – oder sich tragen lassen. Ich krabbelte auf allen vieren durch Eishöhlen und schmale Gänge. Da die Sonne schien und das Eis schmolz, war ich am Ende ziemlich nass.

Das Eis im Inneren des Gletschers ist hellblau, weil es zwei- oder dreihundert Jahre alt ist. Am Anfang ist es Schnee, dann Firn, dann Eis. Im Lauf der Zeit schmilzt es ständig und gefriert wieder, bis es keinen Sauerstoff mehr enthält. Dann sieht es blau aus.

Ich fand das Eis so schön, dass ich einen Brocken für meinen Freund Russell in Karlsruhe einpackte. Ich glaube, es war keine gute Idee. Am Abend war das Eis geschmolzen...
 
 
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