Nuku Hiva (2): Schweine im Wald

Das Geheimnis des heiligen Banyan-Baums
Nach der Besichtigung der Kathedrale in Taiohae begann die Abenteuerreise auf Nuku Hiva. Per Jeep durchquerten wir die Insel von Süd nach Nord. Ziel war ein Ort namens Hatiheu. Es ging auf einer Rüttelstrecke mitten durch den Urwald, und mitten im Urwald ist ein Me'ae - eine heilige Stätte der Ureinwohner, das, was in Neuseeland und Französisch Polynesien ein Marae ist.
 
So grandios diese Exkursion war, sie fühlte sich ein bisschen an wie eine Invasion, denn um alle Passagiere der Aranui durch den Dschungel zu karren, wurden 50 Allradfahrzeuge benötigt - so ziemlich alle, die auf Nuku Hiva verfügbar sind.
 
Diese Autos rumpeln im Konvoi durch den Wald, wie bei einer Rallye, bloß langsamer, und spucken dann alle Leute irgendwo in Nirgendwo aus. Vermutlich haben sich die Einheimischen so gefühlt, als vor ein paar hundert Jahren die großen Seefahrer anlegten. Von der langen Schlange parkender Fahrzeuge ganz zu schweigen.
 
Nichtsdestotrotz war der Ausflug phantastisch. Ich habe unglaublich viele Dinge über die Kultur und Natur der Insel(n) gelernt. Und mitten im Urwald tanzten die Schweine. Naja, nicht wirklich...
 

 
Im Jeep in die Berge
Unser Fahrer hieß Michel und war 78 Jahre alt. Er stammt aus dem Anjou in Frankreich. Er sagte: "Ich mag keine Kameras, aber ich habe viele Bilder im Kopf." Ich habe auch tolle Erinnerungen im Kopf!
 

Weiter ging's über eine Holperstrecke in den Dschungel.
 
Die Bäume mit den enormen Luftwurzeln sind Banyan-Bäume. Dieser hier auf dem Me'ae ist heilig und ein bisschen gruselig, denn als die alten Marquesaner noch Menschenopfer brachten, wurden die Totenköpfe hinter die Luftwurzeln gesteckt.
 
Der Schweinetanz
Obwohl Schweine nicht blöd sind, können sie natürlich nicht tanzen. Der Schweinetanz war vielmehr Teil des Repertoires einer Marquesaner-Gruppe, die vor dem heiligen Banyan-Baum für uns sang und tanzte. Sie stellten Szenen aus ihrem alltäglichen Leben dar, und Schweine zu hüten, gehört dazu. Um die Schweine zu imitieren, gingen sie in die Hocke und grunzten. Das fand ich sehr lustig.
 
Erdofen-Mahlzeit in Hatiheu
Die Kirche in Hatiheu ist ziemlich neu. Unser Freund Michel - ihr erinnert Euch, er war 2011 schon 78 Jahre alt - feierte 2006 die erste Hochzeit in dieser Kirche. Das Mittagessen im Restaurant von Yvonne kam aus dem Erdofen.
 
Wanderung nach Anaho
Nach dem Essen wanderten wir von Hatiheu durch den Wald zu einer Passhöhe. Von dort aus hat man einen tollen Blick auf die Bucht von Anaho. Leute, die nicht so gut zu Fuß waren, fuhren statt dessen zu einem weiteren Me'ae (Paeke), in dem es viele Tikis zu sehen gibt.

Die Invasion beginnt
Wie schon gesagt, eine Schlange von 50 Jeeps ist ziemlich lang - und der Menschenauflauf bei den Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten wirkte wie eine Invasion.
 
 
Der Me'ae Kamuihei - wirklich mitten im Urwald - war unser Ziel.
 
Zwar wurden tausende Totenköpfe hinter den Wurzeln hervorgezogen, aber es ist anzunehmen, dass sich noch immer einige hinter diesen Holzvorhängen der Bäume befinden, weil sie dort eingewachsen sind. Die Wurzeln in Bodennähe sind wie eine Wand.
 
Petroglyphen
In diesen Me'ae findet man auch immer Felsgravuren (Petroglyphen). Viele zeigen Männer, Fische und Schildkröten.
Kamuhei war völlig vom Dschungel verschlungen und wurde erst 1989 für das Marquesas-Festival wieder freigelegt. Der Me'ae ist 1500 Jahre alt. Ein paar hundert Meter entfernt ist der Me'ae Hikoku´a. Dort wurden einst für die Göttin  Te Vana´uau´a Menschenopfer gebracht.
 
Am Fuß der Felsen
Vom Strand aus hat man einen großartigen Blick auf diese Felszacken, die wir ja auch schon von der Passhöhe gesehen hatten, bevor wir ins Tal hinunter fuhren. Menschen müssen sich am Strand vor Stechmücken (Nonos) schützen.
 
 
 
Zurück in Hatiheu, genoss ich noch einmal die Traumblicke auf die Bucht und die Felszinnen. Dann wurden wir per Jeep ins Taipivai-Tal chauffiert, wo die Aranui vor einer ganz schmalen Bucht auf uns wartete. Das Taipivai-Tal liegt auf halber Strecke zwischen Hatiheu und Taiohae, und man muss nur einen Pass überqueren.
 
Schöne Aussichten
Beim ersten Stopp (Muake) hatten wir einen tollen Blick auf die Bucht von Taiohae. Da dort jeder losfuhr, wann er Lust hatte, konnten wir den Ausblick auf unser Ziel Hatiheu und die Bucht allein genießen.
 
 
Die vielen Autos boten einen seltsamen Anblick.
 
Die Früchte, die ich am Fuße des heiligen Banyan-Baums fand, waren von einem anderen Baum herübergekullert. Ich kannte sie von Tahiti, wo sie am Straßenrand verkauft werden. Es sind Mape-Früchte. Man kocht sie ewig, dann schmecken sie wie Esskastanien.
 
Steinfiguren
Es gibt auch einige Tikis, die Steinfiguren der Marquesaner. Diese hier mit den lachenden Köpfen gefiel mir besonders gut.
Um mich den Einheimischen anzupassen, steckte ich mir immer wieder mal eine Tiaré hinters Ohr. Die Marquesaner waren erstaunt, dass sich auch kleine Bären für ihre Kultur und Natur interessieren - und ganz besonders natürlich für ihre Speisen. Ich freute mich tierisch auf das Mittagessen in Hatiheu, wo Michel wohnte.
 
Ich passte natürlich auf, dass ich nicht direkt unter der Kokospalme saß, denn wenn mir so eine Kokosnuss auf den Kopf fiele, wäre ich plattgewalzt. So eine Kokosnuss kann auch den stärksten Mann umbringen!
 
Die echten Schweine
Ob Ihr's glaubt oder nicht, am Ende unserer Tour haben wir im Halbdunkel im Wald auch noch echte Schweine gesehen. Eine Sau und ihre Ferkel.
 
 
Wie gesagt, wir mussten nicht bis Taiohae zurückfahren. Die Aranui war, während wir den Tag an Land genossen hatten, weitergefahren und hatte vor dem Tapivai-Tal geankert. Ich war froh, als ich wieder auf dem Schiff war, denn ich hatte einen Bärenhunger!
 
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