Der Tag, den wir auf Fatu Hiva verbrachten, war von der ersten bis zur letzten Sekunde magisch. Es begann mit einer Art Festumzug in dem Ort Omoa. Blumengeschmückte Frauen und Männer begleiteten die Honoratioren auf dem Schiff (drei Minister Französisch Polynesiens und ihre Entourage) vom Kai ins Dorf. Dann lernten wir, wie man Tapa-Stoffe herstellt. Aus denen macht man Tücher (die man bemalen kann), Kleidungsstücke und vieles mehr.
Während sich danach viele Aranui-Passagiere bei einem Bankett in Omoa die Bäuche vollschlugen, wanderten wir viele Stunden lang über einen Gebirgspass nach Hanavave. Das ist der zweite Ort auf Fatu Hiva, der südlichsten und jüngsten Insel der Marquesas. Insgesamt leben nur rund 600 Menschen in diesen beiden Dörfern.
Man bekommt kaum französische Beamte zu Gesicht, so abgelegen ist Fatu Hiva.
Auf dieser Insel schlugen die französischen Missionare und Kirchenleute niemandem den Penis ab, aber sie benannten die "Bucht der Penisse" in "Bucht der Jungfrauen" um.
In Hanavave führten noch bunter geschmückte Einheimische zu Musik und Gesang allerlei traditionelle Tänze vor und zeigten uns, wie man das berühmte Monoi-Öl herstellt. Auf dem Schiff zurück, erlebten wir einen grandiosen Sonnenuntergang, der die Felsen der Bucht zinnoberrot färbte. Magie pur.
Porohiti und Umuhei Diese wohlbeleibte Dame am Pier erzählte mir, dass die roten und gelben Kugeln an ihrer Kette keine Cocktail-Tomaten sind, sondern eine Frucht namens Porohiti. Sie wächst an einem kleinen Baum und ist nicht essbar. Die duftenden Kräutersträußchen an der Kette heißen Umuhei. Umu ist das Sträußchen, hei die Kette. Alles, was man braucht, ist ein Stück Ast, möglichst feucht und gewässert, ein Messer, ein Holzschlegel und ein großer Stein. Marjolaine faltete den Stoff, je größer er wurde. Man kann den Stoff dreimal so groß schlagen, wie er am Anfang ist. Weiße Tapas sind teurer, weil es mehr Arbeit ist. Der Stoff vom Banyan-Baum ist braun. Die Kirche in Omoa Nachdem wir einen Kunstmarkt inspiziert hatten, schauten wir die hübsche katholische Kirche an, bevor wir zu unserer langen Wanderung aufbrachen. Ich war nicht das einzige Tier auf der Strecke - aber das einzige, das sich nach einigen Stunden an einem Büffet bedienen konnte! Zwischen dem grünen Bergrücken und jenem im Hintergrund ist das Tal von Hanavave eingebettet. Das war unser Ziel. Musik, Tanz und kalte Getränke warteten dort auf uns. Und die Aranui. Schweine-Hunde am Berg Wir begegneten auch diesem Bergaufläufer und seinen dünnen Hunden. Diese Hunde benutzen die Leute auf Fatu Hiva zur Schweinejagd. Die findet einmal im Monat - freitags - statt. Die Kirche von Hanavave Das Tal ist wirklich sehr laaaang. Und wir mussten die ganze Strecke bis zum Wasser laufen, auch an dieser schönen Kirche vorbei. Obwohl die Füße allmählich wehtaten, war es toll. Kokosnuss-Lager Ich verschaffte mir auch einen Überblick über die Kopra-Produktion auf Fatu Hiva. Unter dem Gestell liegen die Schalen der Kokosnüsse zum Trocknen. Sonnenuntergang wie gemalt Schon während wir in den Rettungsbooten zur Aranui übersetzten, begann die untergehende Sonne die Phallusfelsen orangerot zu färben. Traumhaft! | Prozession mit Ministern Falls ich das noch nicht erzählt habe: Wir hatten drei Minister aus Tahiti sowie deren Frauen und Sekretäre an Bord. Natürlich schliefen sie in den besten Kabinen und hatten viele Sonderwünsche. An Land wurden sie mit viel Hallo, Ehrfurcht und Blumenkränzen begrüßt - und auf Fatu Hiva in einer Prozession ins Dorf Omoa geleitet. Mit dem Messer löst man die Rinde vom Ast. Dann breitet man sie auf dem Stein aus und greift zum Holzschlegel. Die Rinde des Brotfruchtbaums lässt sich am einfachsten bearbeiten. Wenn der Stoff trocken ist, kann man ihn rollen und mit traditionellen Mustern bemalen. Nach dieser Demo band Marjolaine ein Kräutersträußchen. Die Aranui im Wartestand Es ging zurück in Richtung Schiff, doch kurz vor dem Wasser bogen wir nach rechts ab, direkt in den Wald. Bernard stürmte voraus, der Rest der Truppe trottete hinterher. Die Aranui-Crew war per Jeep losgedüst und hatte auf der Passhöhe dieses Verpflegungsdepot eingerichtet. Wir marschierten nun in der prallen Sonne bergab, erst auf einem Weg, dann auf einer betonierten Straße. Es gab allerhand interessante Pflanzen zu sehen, so wie diese stachligen Kugeln. Die Bucht der Penisse wurde.. Dann erreichten wir das Tal von Hanavave. Es ist unschwer zu erkennen, warum die Einheimischen die Bucht "Bucht der Penisse" nannten, ehe die französischen Missionare anrollten. Die Müllkultur von Fatu Hiva Die bunten Häuser am Straßenrand standen unter Schatten spendenden Bäumen und links von der Straße an einem Bach. Andere Länder, andere Sitten. So sehen Mülleimer auf Fatu Hiva aus. Kopra-Produktion Normalerweise liegen auf dieser Fläche die Fleischstücke der Kokosnüsse zum Trocknen. Aber offenbar war gerade eine Ladung abtransportiert worden. Magische Strahlen | Marjolaine und das Tapa-Tuch Dort zeigte uns eine liebenswerte Frau namens Marjolaine, wie man Tapa-Tücher und Umuhei herstellt. Erst also das Tapa. Ob Ihr's glaubt oder nicht: Man macht es aus der Rinde eines Baums bzw. dem unter der Rinde liegenden Bast, meistens des Maulbeerbaums. Deshalb heißt der Stoff auch ganz korrekt Rindenbaststoff. Mit dem prügelt man auf die Rinde ein. Dadurch wird die Oberfläche größer und die Fasern verfilzen miteinander. Das ist ziemlich einfach, wenn man zarte Hände und keine dicken Bärentatzen hat. Ich denke mal, einen derart kulturell und überhaupt an allem interessierten Bären hatte Marjolaine noch nie erlebt... Gipfelsturm auf rotem Lehm Wir arbeiteten uns auf einem rotlehmigen Weg durch den Wald den Berg hinauf. Der Anstieg bot keine sonderlich spektakulären Ausblicke. Nach dieser Stärkung ging's ewig bergab - und die Ausblicke waren grandios. Alle paar Meter blieben wir stehen und fotografierten. Das ist diese lustige tropische Pflanze, die ihre Blätter schließt, wenn man sie berührt, und wenn man dann eine Weile die Finger (oder die Nase...) von ihr lässt, öffnen sie sich wieder. ... zur Bucht der Jungfrauen Aus der "Baie des Verges" machten sie mit der Einfügung eines i die "Baie des Vierges" - die "Bucht der Jungfrauen". Die Form der Felsen hat sich trotz der Umbenennung nicht geändert!... Inspektion der Eimer Stimmt, ich muss meine Nase wirklich in alles hineinstecken! Und warum auch nicht? Wenn man nicht neugierig ist, lernt man auch nichts. Dazu gehört auch die Müllinspektion. Kultur-Erlebnis Nachdem wir ein paar kalte Getränke hinuntergezischt hatten, trudelten die Nicht-Wanderer auf der Aranui ein, und das Kulturprogramm konnte beginnen. Ich hielt mich im Hintergrund, denn die Einheimischen forderten die Aranui-Passagiere auf, bei ihren traditionellen Tänzen mitzuwirken. Einige junge Männer kullerten sich vor Lachen, und zwar so sehr, dass sie nicht mehr tanzen konnten. Ich fand trotzdem, dass meine Freundin Sabrina - Raffaeles Liebste, siehe Foto unten - es richtig gut machte. |