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Das Geschäft mit den Walen

Nach dem Wellenritt Warten auf das Abtauchen
 
Wenn man Glück hat, fliegt bei einer Whale-Watch-Tour ein Albatros über einen prustenden Pottwal. Kinder müssen und kleine Bären sollten Rettungswesten tragen.
Mit „Whale Watch“ – den Walbeobachtungstouren – begann der unaufhaltsame Aufstieg des Ortes Kaikoura  zu einer Besucherattraktion im Nordosten der Südinsel Neuseelands. 1987 gründete der lokale Maori-Stamm Kati Kuri, ein Unterstamm der auf der Südinsel dominierenden Ngai Tahu, das Unternehmen, um Arbeitsplätze für Maori zu schaffen.
 
Damals sammelten sie im Morgengrauen am alten Bahnhofsschuppen ein Dutzend Touristen auf und schipperten sie in winzigen Schlauchbooten mit Außenbordmotoren aufs Meer hinaus. Heute hat „Whale Watch“ ein Besucherzentrum, einen eigenen Hafen, vier große Katamarane mit Aussichtsdecks und jährlich 100.000 Gäste.
 
Im Sog des Geschäfts mit den Pottwalen, die sich vor der Küste Kaikouras tummeln, weil das Land steil abfällt und unerschöpfliche Nahrungsgründe für die Säuger bietet, haben sich weitere Firmen etabliert, die von den Meerestieren gut leben: Außer dem Schwimmen mit Delfinen gibt’s Schwimmen mit Seebären und Schiffsausflüge zur Beobachtung von Albatrossen, Tölpeln, Sturmvögeln und Sturmtauchern. 900.000 Besucher strömen jährlich in den 3620-Einwohner-Ort.
 

Eine Seefahrt, die ist lustig
 
Um Wale zu beobachten, muss man viel weiter aufs Meer hinaus fahren als bei Delfin-Touren. Das kann eine ganz schön rumpelige Angelegenheit sein, und bei mittlerem Wellengang werden viele Leute seekrank. Dann sitzen sie ganz still und blass auf ihren Sitzen. Manchen geht's noch schlechter...
 
Bei starkem Wind und hohem Seegang werden die Touren abgesagt. Wenn sich das Wetter plötzlich ändert, kann es auch passieren, dass man eine Stunde lang hinaus fährt und dann unverrichteter Dinge wieder umkehren muss. Dann bekommt man in Kaikoura sein Geld zurück, aber einen Wal hat man natürlich nicht gesehen.
 
Pottwale wie Moby Dick
 
Vor Kaikoura halten sich hauptsächlich Pottwale (auch Spermwale genannt) wie Moby Dick auf. Männchen sind zwischen 15 und 20 Meter lang und wiegen 45 bis 70 Tonnen. Sie sind so groß wie vier Elefanten! Weibchen sind 10 bis 12 Meter lang und wiegen 15 bis 20 Tonnen. Die Weibchen und Jungtiere halten sich in wärmeren Gewässern auf, so dass vor Kaikoura vornehmlich Männchen zu sehen sind.
 
Pottwale sind Zahnwale und gehören zu den besten Tauchern überhaupt. Sie können bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben. Dann müssen sie auftauchen und Luft schnappen. Darauf warten natürlich die Walbeobachter. Oft sieht man die Tiere durch ein Spritzloch am Kopf prusten, dieser Vorgang heißt "Blas".
 
Seekranke Leichtmatrosen
 
Wenn man gesehen hat, wie ein Wal abgetaucht ist, wirft der Kapitän den Motor des Boots an und kreuzt das Meer auf der Suche nach einem anderen Wal, der sich gerade ausruht.
 
Je länger das dauert, desto blasser werden die seekranken Leute an Bord. Einige stellen sich an die Fenster, um frische Luft zu atmen. Andere füllen die Kotztüten, die in den Sitztaschen stecken. Von dem Geruch könnte es einem auch schlecht werden. Am besten, man flüchtet auch ans Fenster...
Wir hatten schon einige Freunde und Bekannte zu Besuch, die bei ihren "Whale Watch"-Touren nicht seefest waren.
Akustische Signale 
 
Um einen Wal zu orten, benutzen die Bootsführer Navigationsgeräte, Echolot und Funkgeräte. Sie schließen sich mit den Kapitänen anderer Schiffe kurz, um von eventuellen Walsichtungen zu erfahren. Weit draußen auf dem Meer lassen sie Echolote in die Tiefe hinab, um die Geräusche zu orten, die die Wale machen.
Wale (und auch Delfine) senden akustische Signale - Schallwellen - aus, die ihre Artgenossen über viele Kilometer hören. Im Wasser breitet sich der Schall fast fünfmal so schnell aus wie in der Luft.
 
Die Kommunikation der Wale erfolgt übers Gehör, weil man ab einer Tiefe von 100 Metern nichts mehr sieht. Ihre Jagdgründe liegen in Tiefen bis zu 3000 Metern.
 
Großer Kopf und Buckel
 
Sobald ein Wal aufgetaucht ist und mehrmals geprustet hat, warten alle Beobachter darauf, dass der Wal wieder abtaucht, um ein Traumfoto zu schießen, auf dem der Schwanz des Wals in der Luft ist und einen Wasservorhang mit sich zieht.
Die Whale-Watch-Leute haben das natürlich schon zigmal gesehen und wissen genau, wann der Wal abtaucht. So können sie ein Kommando geben. Danach klicken die Kamera-Auslöser wie verrückt.
Den riesigen Kopf der Wale sind man dabei nicht unbedingt, aber den auffälligen Buckel - wie auf dem Foto unten.
Im Kopf befindet sich übrigens eine Unmenge Öl, der Tran. Auch deshalb wurde und werden Pottwale gejagt, außerdem für ihr Fleisch und den Speck.
 
Traurige Vergangenheit
 
Im 18. und 19. Jahrhundert waren Pottwale die Hauptbeute von Walfängern. Auch die ersten Europäer, die nach Neuseeland kamen, waren Walfänger. Auch Kaikoura war solch ein Walfangort. In Akaroa auf der Banks-Halbinsel kann man noch die riesigen Metalltöpfe sehen, in denen auf den Walfangschiffen der Tran gekocht wurde.  
Zeichen der Walfangzeit in Kaikoura sind eine Allee aus Walknochen in einem kleinen Park (Foto oben). Außerdem steht das historische Fyffe-Haus auf Walknochen (Foto unten).
 
 
 
 
Wenn Wale klicken
 
Wenn Pottwale wandern, senden sie unaufhörlich Schallwellen aus. In der Fachsprache heißt das, sie klicken. So können sie sich orientieren, denn Objekte werfen ein schwaches Echo zurück. So entsteht in ihren Gehirnen ein Bild.
 
Sobald ein Wal gesichtet wird und das Boot dem Tier nahe ist, wird der Motor abgestellt, um die Wale nicht zu stören. Dann strömen alle Leute auf dem Boot von ihren Sitzplätzen im Inneren des Boots nach oben ins Freie. Dort, in luftiger Höhe, schaukelt man natürlich noch heftiger als unten im Boot, und man kämpft ums Gleichgewicht. Meistens wandeln die Leute auf wackeligen Beinen an Deck herum und halten sich an den Metallgeländern fest.
 
Spektakuläre Schwanzflosse
 
Ich habe natürlich auch auf diesen magischen Moment gewartet, in dem der Wal abtaucht und den Wasserschleier hinter sich her zieht - und nicht bloß einmal. Nicht, dass Ihr denkt, ich hätte mich bloß in Kaikoura vor die Wandmalerei an einem Paua-Muschel-Souvenirshop gesetzt!
 
Der Wal bäumt sich vor dem Abtauchen auf. Es geht also ungefähr so: Der Wal ruht sich an der Wasseroberfläche auf und macht prust, prust, prust. Dann wölbt sich der Rücken, der Kopf taucht ab, und als Letztes schleudert der Wal die Schwanzflosse in die Luft. Im Optimalfall mit solchem Schwung, dass dieser Wasserschleier entsteht.
 
Wenn man ganz viel Glück hat, sieht man Wale beim Spielen. Dabei springen sie aus dem Wasser oder schlagen mit dem Schwanz auf. Aber so viel Glück hat man selten. Natürlich kämpfen Pottwale auch manchmal gegeneinander.
 
 
Traurige Gegenwart
 
Obwohl die Internationale Walfangkomission schon 1982 beschlossen hat, den Pottwalfang bis Ende 1985 einzustellen, werden die größten Säugetiere der Welt auch heute noch von einigen Nationen gejagt. Am scheinheiligsten sind die Japaner, die behaupten, sie würden im Südpazifik tausende Wale zu wissenschaftlichen Zwecken abschlachten. Sie schicken Fabrikschiffe los, auf denen die von kleineren Walfangschiffen getöteten Wale verarbeitet werden.
Zum Glück war in den vergangenen Jahren die Umwelt-Organisation Greenpeace im Kampf gegen die Japaner ziemlich erfolgreich. Sie verfolgen die Walfangschiffe. Sobald diese von den Fabrikschiffen getrennt sind, können sie keine Wale mehr fangen.
 
Aber nicht nur Japan hat kein Herz für Wale. Auch in Norwegen und Island werden noch immer Wale gejagt. Nicht zu vergessen ganz schlimme Delfin-Schlachtfeste. In Japan und auf den Färöer-Inseln schlachten sie in Buchten Delfine ab, bis sich das Meerwasser rot färbt. Absolut widerlich!
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