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Nase an Nase mit Maori

Kia ora!
 
Ein kleiner Bär muss aufpassen, mit welchen Menschen und Tieren er sich einlässt, wenn er überleben möchte. Aber um Land und Leute besser kennenzulernen, muss man sich natürlich mit den Leuten im Land treffen.
Bis vor rund 1000 Jahren lebten in Neuseeland nur Tiere, und alle größeren Tiere waren Vögel. Sie hatten keine Feinde. Deshalb gewöhnten sich einige von ihnen das Fliegen ab. Einer dieser flugunfähigen Vögel ist der Kiwi, Neuseelands Nationalvogel. Der ist so groß wie eine Katze und hat sogar Schnurrhaare, und sein braunes Gefieder sieht aus wie ein Fell.
 
Mit dem schönen Leben der Vögel war’s vorbei, als vor rund 1000 Jahren die Menschen in Neuseeland ankamen und Hunde, Katzen, Ratten und Mäuse mitbrachten. Die ersten Menschen, die Maori, fraßen sich nach kriegerischen Kämpfen gegenseitig. Und sie verspeisten auch die Laufvögel, weil die ja nicht wegfliegen konnten.

Als ich das erstemal Maori traf, dachte ich, auch ich würde im Kochtopf landen. Ich war in einem dunklen Wald, wo die Maori singen, spielen und einen Kriegstanz vorführen sollten. Aber zunächst war’s nur dunkel und kalt.
 
 
Dann ein lauter Schrei – und ein tätowierter Krieger, der nur ein Röckchen aus Flachs und Stroh (piupiu) anhatte, stand plötzlich mit einem langen Stock vor mir.
 
Ich hörte immer mehr unverständliche Rufe, also spickte ich aus meinem Versteck. Lauter halbnackte Männer in kurzen Röckchen, mit Stöcken und Speeren. Dann kamen Frauen in langen Kleidern und fingen friedlich zu singen an.
 
Der Häuptling fragte: „Wer bist denn Du?“
   „Kimi“, sagte ich, „und ich bin wirklich nur ein gaaaanz kleiner Bär.“ (Ich dachte, das würde ihnen den Appetit auf mich verderben...)
   „Und was machst Du hier?“
   „Ich wollte mir die Maori-Show anschauen.“
   „Herzlich willkommen!“
 

Der Hongi
 
So funktioniert der Nasenkuss der Maori. Oft reichen sich die Männer gleichzeitig die Hand und drücken danach auch noch Stirn an Stirn. Sie küssen einander nicht auf die Wangen oder den Mund.
 
Die Bälle an Schnüren heißen Poi. Manche Bälle sind an langen, andere an kurzen Schnüren befestigt. Sie symbolisieren die Schwingen der Vögel. Wenn die Frauen vom Kotuku, dem Silberreiher, singen, schwingen sie die Bälle mit den langen Schnüren.
 
 
Ich durfte einen Ball halten, während die Gruppe tanzte.
 
Er fuchtelte mit dem Stock (taiaha) vor meiner Nase herum, hüpfte hin und her und vor und zurück, rollte seine Augen, streckte die Zunge heraus, brüllte.
 
Am Schluss erschien ein grauhaariger Mann in einem langen Fellkleid und einem Umhang aus Federn. Das musste der Häuptling sein. Er und die jungen Krieger steckten die Köpfe zusammen, und plötzlich fragte der Häuptling: „Wo ist das kleine graue Tier?“
 
„Ihr wollt mich also nicht fressen?“
   „Nein, natürlich nicht.“
   „Warum habt Euch dann so wild aufgeführt?“
   „Das ist unsere traditionelle Begrüßung. Powhiri heißt das in unserer Sprache.“
   Dann drückte er seine Nase gegen meine. „Und das ist unser Willkommensgruß“, sagte er. „Der Nasenkuss heißt Hongi.“
 

Das Hangi
 
Der umu ist der Erdofen und hangi die im Erdofen gegarte Mahlzeit. Bevor ich Teil des Essens geworden wäre, bin ich natürlich von dem mit schweren Steinen beschwerten Stapel Feuerholz herunter gehüpft.
 
 
 
 

Maori-Lektion

kia ora = hallo, guten Tag, danke,
     bitte
haere ra = auf Wiedersehen
kai = Essen
Aotearoa = Land der langen,
     weißen Wolke = Neuseeland
pakeha = (weiße) europäische
     Einwanderer

 
Ich fiel vor Schreck um, krabbelte dann hinter den nächsten Baum, kletterte in den hohlen Stamm und hielt den Atem an, in der Hoffnung, ich wäre unsichtbar.
 
Ich machte keinen Mucks, aber die anderen Leute im Wald deuteten auf den Baum, hinter dem ich saß. Einer der jungen Krieger kam, hob mich hoch und trug mich zum Häuptling. Ich zitterte vor Angst, aber beide lachten nur. "Ja, sowas!", rief der Häuptling.
 
Er setzte mich auf seinen Schoß und blies in ein flötenartiges Holzinstrument. 
   „Du bist jetzt mein Ehrengast“, sagte er. „Ein Bär war noch nie hier.“
   Und ich dachte mir: Manchmal ist es gar nicht schlecht, ein kleiner Bär unter lauter riesenhaften Menschen zu sein – solange sie einen nicht fressen.
 

Der Haka
 
Der Haka ist der traditionelle Kriegstanz der Maori. Sie brüllen und stampfen, um sich mit Energie aufzuladen. Am Ende strecken sie die Zunge heraus, um Feinde und Neuankömmlinge zu erschrecken.
 
 
 
Die Maori-Gruppe Kotane - das heißt: "Ich bin der Gott des Waldes" - im Tierpark "The Willowbank" in Christchurch gab mir diesen Einführungskurs in die Maori-Kultur. Noch einmal herzlichen Dank dafür. Kia ora.
Mehr über Maori-Kultur auf der Seite über Waitangi.