Das Zentrum der Maori-Kultur

Das Versammlungshaus (Whare Runanga) und der Versammlungsplatz (Marae) davor sind das Zentrum der Maori-Kultur. Hier sitze ich im Versammlungshaus des Marae in Waitangi, dem wichtigsten Versammlungshaus in Neuseeland. Die Maori sind übrigens keine Ureinwohner, sondern "nur" die ersten Einwanderer und Bewohner Neuseelands. Sie kamen vor rund 1000 Jahren in Auslegerbooten in Neuseeland an und nannten es Aotearoa - das Land der langen weißen Wolke.
Waitangi, Waka und Whare Runanga
 
Waitangi in der Bay of Islands ist der wichtigste Ort der Geschichte und Kultur der Maori. Nach zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen mit den britischen Siedlern unterzeichneten die Maori am 6. Februar 1840 den Vertrag von Waitangi.
 
Der Maori-Häuptling Hone Heke setzte als erster von 46 Häuptlingen seine Unterschrift unter den Vertrag, der ein friedliches Zusammenleben der ersten und der neuen Siedler Neuseelands garantieren sollten. Das hat nie wirklich funktioniert, weil die britischen Einwanderer die Maori über den Tisch zogen. Bis heute streiten die Maori deshalb um ihr Land und ihre Rechte.
 
Musik und Tanz ist ein wichtiger Teil der Maori-Kultur. Diese Show habe ich in Rotorua angeschaut. Okay, gleich nach diesem Foto habe ich wieder zugeschaut...
Auf dem Gelände, auf dem 1840 der Vertrag unterzeichnet wurde, kann man sich am besten über die Geschichte der Maori informieren. Aber auch die Museen in Auckland (Auckland War Museum), Wellington (Te Papa) und Christchurch (Canterbury Museum) haben tolle Maori-Kunstwerke und historische Gegenstände ausgestellt.
 
Es gibt auch fabelhafte kleine Maori-Museen, wie zum Beispiel in Okains Bay auf der Banks-Halbinsel. An vielen Orten können Touristen lernen, wie die Maori früher gelebt haben und welche Traditionen sie auch noch heute pflegen. Ergänzt wird das Kulturprogramm durch Maori-Tanz- und Musikshows, wie in Rotorua, den Museen in Auckland und Wellington, in Waitangi und Christchurch (The Willowbank). Der 6. Februar ist ein Feiertag in Neuseeland.
 

Treaty House
 
Obwohl es auf den "Treaty Grounds" in Waitangi ein "Treaty House" (Vertragshaus) gibt, wurde der Vertrag 1840 nicht in dem Haus unterzeichnet, sondern 100 Meter davon entfernt.
 

Maori-Lektion 1

marae = Gemeindeplatz
whare runanga =
     Versammlungshaus
whanau = Familienverband
iwi = Stamm
hapu = Unterstamm (= mehrere
                             Familien)
manuhiri = Besucher, Fremder
hui = Versammlung
whare kai = Speisehaus
pataka = auf Pfählen gebautes
             Lagerhaus
 
Schnitzkunst
 
Die Maori sind bekannt für ihre Schnitzkunst. Die Materialien sind Holz, Knochen und Jade (pounamu). Die herausgestreckte Zunge ist ja schon vom Haka, dem Kriegstanz, bekannt.
 
Kriegskanu
 
Das Kriegskanu (waka, waka taua) ist der ganze Stolz einer Maori-Gemeinde. Am Bug und am Achtersteven (also an den beiden Enden) befinden sich meistens geschnitzte Figuren.  
 
Boot aus Kauri-Holz
 
Das Tolle an diesem Kanu ist, dass es aus dem Stamm eines einzigen Kauri geschnitzt wurde. Kauri sind uralte Bäume, die es nur in Neuseeland gibt. Sie wachsen so langsam, dass sie nur mit Sondergenehmigung gefällt werden dürfen.
 
Maori-Bad und -Küche
 
Die traditionelle Art, eine Mahlzeit (hangi) zu kochen, ist der Erdofen (umu). In Rotorua, wo es heiße Quellen gibt und die Erde von Natur aus heiß ist, ist es noch einfacher. Dort können die Maori Essen in Körbe füllen und die Körbe in die heiße Erde graben oder in die heißen Pools hängen. Scherzhafterweise nennen sie diese Methode "Maori-Mikrowelle". Allerdings ist es nicht die schnelle Art des Kochens, sondern extrem langsam. Im Erdofen dauert es drei Stunden, bis eine Schweinshaxe oder eine Lammkeule gegart ist.  
Ich habe in den nicht ganz so heißen Pools in Rotorua gebadet. Es war schön, bis mir einfiel, dass ich ja zwei, drei Tage zum Trocknen brauche...
 

Englisch-Lektion

Versammlungshaus = meeting
                              house
Laufvogel = flightless bird
Erdofen = earth-oven
kochen = to cook
(Holz-)Schnitzerei = (wood)
                             carving
heißes Bad (= Schwimmbad) =
                 hot pool
ein heißes Bad nehmen =
     to take a hot bath
Futtertrog = food trough
Baum, -stamm, -stumpf =
     tree, trunk, stump
einen Vertrag unterzeichnen =
      to sign a treaty
Einwanderer = immigrant
Kriegskanu = war canoe
Gedenkstein
 
Eine Steinplatte im Rasen markiert die Stelle, an der der Vertrag unterzeichnet wurde. Im Haus wohnte der britische Gouverneur Hobson. Durch den Vertrag wurde Neuseeland eine britische Kolonie.
 

Maori-Lektion 2

waka = Kriegskanu
whare whakairo = verzierte
                           Häuser
tupuna = Ahnen
Die Aussprache der Maori-Sprache ist ähnlich wie im Deutschen. Aber: "au" wird eher wie "ou" ausgesprochen, "wh" am Wortanfang meistens wie "f".
Die Maori-Sprache hat kein Plural-s. Es sind also zwei Maori, nicht zwei Maoris.
 
Essen auf Stelzen
 
Im Hintergrund des Marae des Museums in Okains Bay ist ein kleines Haus auf Stelzen zu sehen. Das ist das pataka, ein Gebäude, in dem Lebensmittel aufbewahrt werden. Es steht auf Stelzen, damit hungrige Tiere nicht an das Essen ran können. Sagen wir mal: streunende Tiere, nicht so harmlose Bären wie ich.
In Okains Bay stehen auch einige Häuser, in denen die ersten britischen Einwander wohnten.
 
 
Das größte Kanu der Welt
 
Das größte Kriegskanu der Welt ist in Waitangi. Es heißt Ngatoki-matawhaorua. Es wurde nach dem Kanu von Te Kupe benannt, der vor mehr als 1000 Jahren Neuseeland entdeckte.
 
Zwei Jahre Arbeit
 
Es dauerte zwei Jahre, um das Kanu zu schnitzen. Es ist unter einem riesig langen Carport aufgebockt. Daneben kann man den Stumpf des Kauri sehen, aus dem es gemacht wurde. Ich sehe auf dem Baumstumpf so winzig aus wie eine Ameise!
 
Der Erdofen
 
Der Erdofen (umu) ist lediglich eine Grube im Boden. Über dieses Loch stapeln sie hartes Holz. Auf das Holz legen sie Steine. Die müssen absolut trocken sein, sonst explodieren sie später im Feuer. Wenn das Holz verbrannt ist, sind die Steine knallheiß und fallen in die Grube. Dort werden sie mit Baumblättern bedeckt. Darauf legen sie das Essen, das in Körbe aus geflochtenem Flachs gepackt ist, das Fleisch ganz unten, dann Kartoffeln und Süßkartoffeln, schließlich das übrige Gemüse. Und das Ganze wird dann mit Erde bedeckt. Nach drei Stunden wird alles wieder ausgegraben.
Da diese Art des Kochens eine Riesenarbeit ist, machen es die Maori nur noch zu besonderen Gelegenheiten.
 

Maori-Lektion 3

pa = Maori-Dorf, -Siedlung
moko = Maori-Tätowierung
pounamu = Jade
(hei) tiki = geschnitze Maori-Figur
kawa = Protokoll, Ritual
   (bei der Begrüßungszeremonie)
Maoritanga = Maori-Lebensart
                   und -kultur
koha = Spende
taonga = Schatz
harakeke = neuseeländischer
                 Flachs
kakahu, korowai = Federumhang
                           des Häuptlings
piupiu = Rock aus Flachs und Stroh
paki = Rock aus Flachs
umu = Erdofen
kereru = neuseeländ. Waldtaube
Whare Runanga
 
Das Versammlungshaus auf dem Marae ist Symbol der einzelnen Maori-Stämme. Das Haus in Waitangi enthält Symbole aller Stämme der Nordinsel.
Ein Versammlungshaus symbolisiert auch einen wichtigen Vorfahr.  
Die Giebelfigur ist der Kopf des Vorfahrs, die Firstbalken sind das Rückgrat, die Dachsparren die Rippen, das Innere des Raums ist der Bauch. Die Giebelschutzbretter sind die Arme.
Die Holzgeflechte in den Zwischenräumen werden "tukutuku" genannt.

Bevor man ein Versammlungshaus betritt, muss man seine Schuhe ausziehen. Damit habe ich natürlich keine Probleme...
 
Zutritt zum Marae
 
Normalerweise kann niemand ohne Einladung einen Marae betreten - außer den Marae in Museen natürlich und jenen, die speziell für Maori-Shows gebaut wurden. Von einem Besucher (manuhiri) wird eine kleine Spende (koha) erwartet. Danach folgt das Begrüßungsritual (powhiri), das mit dem Nasenkuss (hongi), Tanz und Musik endet. Das habe ich auf meiner Seite "Nase an Nase mit den Maori" beschrieben.
 
 
Platz für 80 Krieger
 
Das Kriegskanu in Waitangi ist 36,5 Meter lang und zwei Meter breit. 80 Krieger finden darin Platz. Es wird jedes Jahr am "Waitangi Day", dem Nationalfeiertag am 6. Februar, zu Wasser gelassen.
 
Die Kauri-Riesen
 
So sieht ein alter Kauri aus - und ich schon wieder wie eine Ameise! Der Kauri auf dem Foto ist 1200 Jahre alt und 52 Meter hoch. Er ist Neuseelands ältester Kauri und heißt Tane Mahuta. Das bedeutet: Herrscher des Waldes. Er steht im Waipoua Forest in Northland.   
 
Vogeljagd
 
Als die Maori in Neuseeland ankamen, gab es noch glaublich viele Laufvögel, wie den Moa, den größten Vogel der Welt. Die Maori jagten sie mit Speeren, bis alle gefressen und die Vögel ausgestorben waren. Vögel, die fliegen konnten, fingen sie an Futtertrögen. So einer ist auf dem Foto oben (und rechts auf dem Erdofen-Foto) zu sehen. An den Futtertrögen waren Schlingen befestigt. Wenn die Vögel, vor allem die riesigen Waldtauben (kereru) fressen wollten, mussten sie die Köpfe durch die Schlingen stecken und - boing - waren sie erdrosselt und tot...